Von Krieg und Frieden - Die Reservistenpfeife

Gernot Schauß aus Bad Sobernheim

Objekt: Pfeifenkopf

Meine beiden Großväter habe ich nicht mehr gekannt, sie waren beide schon tot, als ich geboren wurde. Von meinem Großvater väterlicherseits habe ich noch den Kopf seiner Reservistenpfeife. Diese Pfeife brachte er von seinem Wehrdienst aus Potsdam zurück, wo er 1902 -1906 bei dem Regiment der „Gardes du Corps“ diente. Er folgte später seinem Vater als Wirt des Gasthauses zur Post und Landwirt in Eckweiler nach. In der Familie wird erzählt, er habe die Pfeife nur zu besonderen Anlässen geraucht. Das Pfeifenrohr sei so lang gewesen, dass er zum Anzünden einen Helfer benötigt habe. Er starb 1943. Meine Großmutter war alleine im Haus, die drei Söhne der Familie waren im Krieg. Im März 1945 wurde Eckweiler von amerikanischen Panzern in Brand geschossen. Das Gasthaus zur Post brannte nieder. In den Trümmern wurde der Kopf der Reservistenpfeife meines Großvaters gefunden, vom Brand etwas geschwärzt, aber sonst unversehrt. Auch die Kastanie vor dem Haus überstand den Brand. Das Gasthaus zu Post wurde von meinem Onkel in verkleinerter Form wiederaufgebaut. Die Kastanie beschattete den Biergarten vor dem Haus. Ab 1978 wurde Eckweiler wegen der Nähe zum Flugplatz Pferdsfeld evakuiert. Das Gasthaus zur Post wurde abgerissen, die Kastanie steht aber immer noch. Diese ganze Geschichte verkörpert für mich der alte Pfeifenkopf.

 

Die Reservistenpfeife diente als Erinnerung eines Mannes aus der preußischen Rheinprovinz an seine Wehrdienstzeit zur Zeit des Kaiserreiches im fernen Potsdam. Der nach dem Brand übrig gebliebene Pfeifenkopf erinnert an den Untergang des Dritten Reiches und die Kriegsereignisse im heutigen Rheinland-Pfalz. Der Ort, an dem er lange aufbewahrt worden war, wurde der Opfer von Rüstungsmaßnahmen, die bald durch die Ereignisse überholt waren.