Liebes Theater

Die Orte Zornheim und Mainz-Ebersheim verband in den 1990er Jahren nicht nur eine Stadtbuslinie, sondern auch ein gemeinsames evangelisches Pfarramt. So konnte es passieren, dass meine beste Freundin vom Gemeindepfarrer erfuhr, dass es im Nachbarort eine ökumenische Theatergruppe gab, die dringend weiblichen Zuwachs suchte. Also stiegen wir eines montagabends im Jahr 1993 in den Stadtbus und fuhren zur Theaterprobe nach Zornheim.

Dort erwartete uns ein eingespieltes Team, das schon die eine oder andere Aufführung auf die Bühne gebracht hatte und sich dabei nicht nur mit Text, Kostümen und Requisiten befasste, sondern über Bühnenbau, Licht- und Tontechnik, Werbung, Vorverkauf, bis hin zum Pausenausschank und die Organisation von Gastspielen alles selbst in die Hand nahm. Nach unseren Erfahrungen im Schultheater fühlten wir uns hier erst mal etwas überfordert und fehl am Platz.

Meine Freundin blieb für zwei Stücke und kehrte nach einem Auslandsjahr nicht mehr zur Theatergruppe zurück. Vielleicht hätte ich auch nicht weitergemacht, wenn ich nicht im März 1995 quasi über Nacht in den „inneren Kreis“ der Theatergruppe aufgestiegen wäre. Und das kam so: Für den Frühlingsball an meiner Schule war ich auf der Suche nach einem männlichen, gutaussehenden Begleiter. Schon seit einiger Zeit war ich heimlich in den (dienst-) ältesten Schauspieler der Gruppe verliebt. Er konnte zwar nicht tanzen, war aber bereit, mich zum Schulball zu begleiten. Nachdem ich ihn schließlich doch auf die Tanzfläche gelockt hatte, kam es versehentlich zu einem Kuss… Der Rest ist Geschichte.

Ihr 10-jähriges Jubiläum hat die ökumenische Theatergruppe Zornheim leider nur um wenige Jahre überstanden. Mitglieder wurden erwachsen, zogen weg oder hatten durch Beruf und Familie keine Zeit mehr für ein so aufwändiges Hobby. Geblieben ist die schöne Erinnerung, viele Fotos und einige VHS Aufnahmen, sowie diese Festschrift.

… Und unsere Liebe, die wir inzwischen mit einer Hochzeit besiegelt haben.